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Fakultät Rehabilitationswissenschaften

Das Fachgebiet Rehabilitationssoziologie

Die modernen Rehabilitationswissenschaften verstehen Behinderung als dynamisches Konzept in einem bio-psycho-sozialen Zusammenhang. Danach ist Behinderung nicht allein ein individuelles Merkmal einer Person oder einer Personengruppe, sondern kann erst in der Zusammenschau von umwelt- und personenbezogenen Faktoren verstanden, untersucht und adressiert werden. Der Rehabilitationssoziologie kommt dabei die Aufgabe zu, eben jene gesellschaftlichen Mechanismen (also die sozialen Zusammenhänge) zu untersuchen, die Exklusion und Teilhabe bedingen, erzeugen, verstetigen, verändern und beenden. Rehabilitationssoziologie interessiert sich beispielsweise dafür, wie Institutionen - etwa Schule oder das berufliche Rehabilitationssystem - zur Förderung von Inklusion beitragen können, stellt aber auch Fragen nach den großen gesellschaftlichen Mechanismen, die auf Inklusion wirken. Hier werden zum Beispiel Themen wie die digitale Transformation der Gesellschaft, die gesundheitliche Versorgung, Migration, Diversität oder die Veränderung der Arbeitswelt untersucht, um Teilhabechancen auszuloten und zu erhöhen. 

 

Das Lehrgebiet Rehabilitationssoziologie setzt innerhalb dieses breiten Verständnisses einige Foki:

  • Unsere Forschung ist weitgehend anwendungsbezogen. Uns interessiert, wie gesellschaftliche Mechanismen untersucht, gestaltet und neu konfiguriert werden können, um Teilhabechancen zu erhöhen. Wir forschen an Instrumenten, die in der Praxis eingesetzt werden können und evaluieren vorhandene Mechanismen.
  • Dazu nutzen wir das Instrument der Innovationsforschung und fragen insbesondere, welche neuen sozialen Praktiken zu mehr oder weniger Teilhabe führen. Uns interessiert auch, wie sich soziale Systeme verändern und was diese Veränderungen für Teilhabe bedeuten. Hierzu arbeiten wir in der Forschungsgruppe “Innovation der Inklusion”: https://sfs.sowi.tu-dortmund.de/forschung/projekte/innovation-der-inklusion/
  • Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung der digitalen Transformation unserer Gesellschaft: Wo schafft Digitalisierung Chancen für Teilhabe? Wo benachteiligt sie Menschen? Was kann Rehabilitationspädagogik tun, um aus der Digitalisierung unserer Gesellschaft mehr Teilhabeoptionen zu erzeugen? Dazu verstehen wir Digitalisierung weniger als die Einführung neuer Technologien, sondern als neue soziale Praktiken. Uns interessiert, was Menschen mit digitalen Technologien tun, insbesondere, wie sie ihre Teilhabechancen erhöhen.
  • Ein weiterer thematischer Schwerpunkt widmet sich der Teilhabe an Arbeit. Dazu interessieren uns die berufliche Orientierung von Menschen mit Behinderungen, Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, die unterschiedlichen Instrumente der Arbeitsförderung und inklusive Arbeits-Settings. 
  • Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit gesundheitlichen Ungleichheitslagen. Wir fragen uns beispielsweise, welche Zugangsbarrieren zu Gesundheitseinrichtungen, welche Barrieren in der Leistungserbringung oder welche Formen von Diskriminierung eine gleichberechtigte Teilhabe am Gesundheitssystem behindern.
  • Wir nutzen Service Learning Projekte. In diesen forschen wir mit Studierenden zu den Gelingensbedingungen von Teilhabe und entwickeln Methoden der partizipativen Forschung weiter. 
  • Weiter setzen wir inklusionssensible Lehr- und Lernmethoden ein und reflektieren das System Hochschule auf Exklusions- und Inklusionsmechanismen.